Samstag, 2. April 2011

Helga König im Gespräch mit Arno und André Stern

Arno und André Stern
(c)Verlag Zabert Sandmann /
 Peter Lindbergh
Lieber Herr Arno Stern und lieber Herr André Stern, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch »Mein Vater mein Freund«, das Sie gemeinsam verfasst haben, rezensiert. Hierzu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen.

Helga König: Lieber Herr Arno Stern, Sie haben in Ihren jungen Jahren, wie Sie im Buch schreiben, Gott als moralische Instanz angesehen. Heute begreifen Sie sich als einen atheistischen Juden. Wer ist heute Ihre moralische Instanz? Ihr Gewissen oder Ihre abwägenden Überlegungen zu einem Sachverhalt oder beides?

Arno Stern: Ich glaube nicht an einen allmächtigen Gott, der die Welt erschaffen hat und dessen Gnade wir erbitten und verdienen sollen. Vor Jahren habe ich auf eine ähnliche Frage geantwortet: „Gäbe es diesen Gott, er hätte mir nichts vorzuwerfen, und auch nichts zu verzeihen!“ Meine Lebenseinstellung ist nicht nur mit den religiösen Moralvorschriften im Einklang; sie geht viel weiter als die Anordnung der zehn Gebote. Meine Verehrung alles Lebendigen und die Verbundenheit mit der Natur haben seit je auch mein Verhalten zu den Menschen bestimmt. Dieses Verhalten hängt wohl damit zusammen, dass ich Vegetarier bin, nicht rauche, nicht trinke, keiner Sucht verfalle. Noch etwas: ich fühle mich wohl in der Gegenwart von frommen Menschen – wohl und geborgen und ich verehre ihre Gebete, und über alles, ihre Musik...

*