Freitag, 13. Mai 2011

Das Minister-Karussell oder: Ausbildung ist alles – Die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Normale Berufe, die auch nur halbwegs das Existenzminimum sichern, sind heute ohne Abitur kaum noch zu haben. Irgendwo Briefe tippen ohne mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung und Auslandserfahrung? – Vergessen Sie’s! Ein Aufstieg von der Kassiererin zur Supermarktleiterin? – Undenkbar, ohne großes Latinum. Und selbst, wenn die langjährige Kassiererin viel mehr Ahnung von sämtlichen Abläufen haben sollte als der junge Schnösel mit Cambridge-Abschluss, der ihr vor die Nase gesetzt wird und sie von jetzt ab jeden Tag acht Stunden lang schikanieren wird: In Deutschland muss alles seine Ordnung haben. Wo kämen wir schließlich hin, wenn plötzlich Leute das Sagen hätten, die »einfach so« in eine Position gerutscht sind, die ihnen von ihrem Ausbildungsstand her nicht zukommt? – So zumindest lautet die offizielle Devise. Und sie wird so gründlich nachgebetet und wiedergekäut, dass viele junge Menschen sie glauben und sich entsprechend systemkonform verhalten...

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